Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 30. März 1999

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"Neuer Angriff auf den Lauschangriff / Mit einer Verfassungsbeschwerde wollen FDP-Politiker den Lauschangriff doch noch stoppen
... In einer Verfassungsbeschwerde aus der Feder des Ex-Bundestagsvizepräsidenten und früheren nordrhein-westfälischen Innenministers Burkhard Hirsch rügen sie die Verletzung der Menschenwürde durch das Gesetz vom Mai 1998 und die vorangegangene Grundgesetzänderung. Mitunterzeichner sind die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum und zwei Privatleute, darunter Hirschs Frau Margarete. ... Das heimliche Abhören eines vertraulich gesprochenen Wortes sei 'der stärkste denkbare Eingriff in die Privatsphäre des Menschen', kritisieren die Kläger in der Begründung. 'Wenn man nicht mehr sprechen kann, dann ist leicht das Ende einer freien Gesellschaft erreicht.' Die Mißachtung der Privatsphäre bezeichnen sie als 'ein Kennzeichen totalitärer Staaten'. ... Die Schwelle für das Abhören sei mit einem 'einfachen Anfangsverdacht' sehr niedrig gezogen. Der Katalog von Taten, die zum Abhören berechtigten, könne jederzeit vom Gesetzgeber ohne Verfassungsänderung verlängert werden. Kritisiert wird außerdem, daß die Belauschten möglicherweise nie von der Aktion erführen: Ein Richter entscheide nach sechs Monaten, ob sie benachrichtigt würden." taz 30.3.99 S. 9

"FDP streitet um 'Lauschangriff' / Ex-Justizministerin erhebt Verfassungsbeschwerde gegen Gesetz
... Die Kritik richtet sich unter anderem dagegen, daß auch solche Personen abgehört werden können, die nicht in den Verdacht einer strafbaren Handlung geraten sind." Welt 30.3.99 S. 5

"Gerhardt rügt Verfassungsbeschwerde gegen 'großen Lauschangriff' / ..." FAZ 30.3.99 S. 2

"Streit in der FDP wegen Lauschangriff-Beschwerde" MoPo 30.3.99 S. 6

"Lauschangriff: 'Der stärkste denkbare Eingriff in die Privatsphäre' / Mit ihrer Verfassungsbeschwerde verweisen drei FDP-Politiker auf ein heikles Problem und verärgern ihre Partei gewaltig" Tsp 30.3.99 S. 4

Kommentar:
"Der Rückzugsraum
... So unbestritten wichtig Verbrechensbekämpfung ist - nicht jedes Mittel ist deshalb erlaubt. Das Grundgesetz kennt eine Grenze, die selbst durch eine Verfassungsänderung nicht verletzt werden darf: die Würde des Menschen. Wer sich aber selbst in seiner eigenen Wohnung nicht mehr sicher sein kann, verliert seine Würde. Schon der Gedanke an einen Lauschangriff verschlägt einem buchstäblich die Sprache, läßt einen das Grundvertrauen verlieren." Tsp 30.3.99 S. 8

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"Telephonbuch-CDs in Not / Gericht verbietet Datenverwertung
... Das Oberlandesgericht Koblenz hat entschieden, daß digitale Telephonbücher nur noch verkauft werden dürfen, wenn die Telephonkunden der Veröffentlichung ihrer Daten zugestimmt haben. ... Die Unterschrift, mit der ein Telekom-Kunde dem Telephonbucheintrag zustimmt, schließt nach dem Urteil nicht auch pauschal die digitale Weiterverwertung der Daten ein. ... DeTeMedien verwendet, so c't in seiner Online-Ausgabe (www.heise.de), nur Daten von Kunden, die dieser Verwertung zugestimmt haben, und verkauft diese Daten direkt an Topware weiter. Ältere Versionen des Topware-Produkts D-Info, die noch auf der Auswertung der amtlichen Telephonbücher beruhen, könnten jedoch von dem Urteil betroffen sein." SZ 30.3.99 S. V 2 / 15

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"Vorsicht bei der Weitergabe persönlicher Daten / Ganoven lauern an der Datenautobahn
... Anders als im Laden fordern Anbieter im Internet für Kreditkarten-Zahlungen oft weder die Plastikkarte selbst noch eine Unterschrift. Mit fremden Kreditkarten-Daten sind Betrügereien leicht. ... ...Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) in Bonn mahnt zur Vorsicht. Kunden sollten im Internet auf Hinweise der Anbieter achten, ob die Daten verschlüsselt übermittelt werden. Andreas Kroschel, Internet-Spezialist bei der Computerzeitschrift PC-Welt, empfiehlt Netz-Surfern, im Zweifelsfall nach einem kleinen Schloß- oder Schüsselsymbol am unteren rechten Bildschirmrand zu suchen: das Zeichen für verschlüsselte Übertragung. ... ...Kroschel: 'Es gibt möglicherweise auch Angebote, bei denen es nur darum geht, an Kreditkartendaten zu kommen.'" HB 30.3.99 S. 46

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"Mathematik als Garant für Vertraulichkeit / 6. Teil der WELT-Serie 'Die digitale Revolution': Wie sich persönliche Daten im Internet schützen lassen'
... ...'Pretty Good Privacy' (PGP) ... . ... Die Hauptaufgabe von PGP ist das Verschlüsseln und sichere Übermitteln von Nachrichten. ... ...digitale Unterschrift. ... In Zukunft werden wohl Gerichte zu entscheiden haben, wie sehr sie dem Verfahren vertrauen. Denn sobald es rechtsgültige Verträge im Internet gibt, wird es Fälle geben, in denen der Unterzeichnete vehement bestreitet, diese Unterschrift geleistet zu haben. ... Die Internationale PGP-Seite mit dem Programm zum Laden: http://www.pgpi.com" Welt 30.3.99 S. 20

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LOKALES

"Schritt in Richtung Polizeistaat / Opposition gegen Ausweitung der Polizeibefugnisse
BERLIN
. ... Während auch das Büro des Datenschutzbeauftragten grundsätzliche Bedenken gegen die geplanten Änderungen äußerte, wiesen SPD und CDU die Vorwürfe zurück." Tsp 30.3.99 S. 12

"Kritik an erweiterten Polizeibefugnissen
... Vertreter von PDS und Grünen bezeichneten in einer Sitzung des Innenausschusses die vorgesehene Einführung sogenannter lageabhängiger Kontrollen als einen Schritt in Richtung zum Polizeistaat. ...auch das Büro des Datenschutzbeauftragten grundsätzliche Bedenken über die geplanten Änderungen äußerte, ... . Durch die Änderungen sei jeder verdächtig und könne kontrolliert werden, sagte Claudia Schmid vom Büro des Datenschutzbeauftragten." Welt 30.3.99 S. 34

"Innenausschuß stimmt härterem Polizeigesetz zu
... Durch die Änderung des Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetzes (ASOG) soll die Polizei künftig die Befugnis erhalten, auch ohne konkreten Verdacht einer Straftat Personen und ihre Fahrzeuge überall im Stadtgebiet kontrollieren zu dürfen. ... Besonders gegen die Einführung der 'lagebildabhängigen Kontrollen' gibt es erhebliche Einwände, unter anderem des Berliner Datenschutzbeauftragten." MoPo 30.3.99 S. 9

"Luther hilft - ein Gesetz zum Todesschuß dagegen nicht / Die CDU dringt auf gesetzlichen Todesschuß. Eine Anhörung gestern jedoch ergab: Keine reale Verbesserung, aber große Gefahren. CDU und SPD beschließen Asog-Verschärfung
... ...Staatsrechtler Eggert Schwan, ... . ... Angesichts dieser realen Situation der Unmöglichkeit, solche Grenzfragen rechtlich zu regeln, befand Schwan aber noch eines: Die Diskussion erfülle angesichts dessen, was der Ausschuß im Anschluß noch diskutieren wolle, nur eine Ablenkung von einer geplanten 'Vergewaltigung des Rechtsstaates' - im Anschluß diskutierte der Innenausschuß nämlich die von CDU und SPD gewollte Verschärfung des Asog mit der Einführung von Elementen der Schleierfahndung ... . Nach heftiger Diskussion beschloß die Große Koalition dies gestern ... ." taz 30.3.99 S. 21

"Polizei darf bald ohne konkreten Verdacht Passanten kontrollieren / Koalition weitet Befugnisse der Polizeireserve aus
... Angesichts einer besonderen Sicherheitslage kann der Polizeipräsident die Schleierfahndung anordnen. In der ganzen Stadt dürfen die Polizeibeamten dann ohne einen konkreten Verdacht Passanten oder Autofahrer kontrollieren. 'Die Schleierfahndung wird noch nicht einmal zeitlich befristet', kritisierte der Innen-Experte der Grünen-Fraktion, Wolfgang Wieland. Der Datenschutzbeauftragte hatte gefordert, diese Anordnung auf höchstens drei Monate zu befristen. CDU und SPD folgten dieser Anregung aber nicht." BerlZtg 30.3.99 S. 23

"Experten zum Todesschuß / Jeder mal auf Streife mit dem Ballermann
... Umstritten bleibt jedoch die Einschränkung von Grundrechten durch verdachts- und aufenthaltsunabhängige Kontrollen per 'Schleierfahndung' im ASOG." ND 30.3.99 S. 17

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